Der Coach by John Grisham

Der Coach by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3453430190
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2003-01-02T00:00:00+00:00


DONNERSTAG

Früh am Donnerstagmorgen trafen sich Neely und Paul im Café hinten im Buchladen, wo Nat ihnen eine weitere Kanne seines süchtig machenden und wahrscheinlich illegalen Kaffees aus Guatemala zubereitete. Dann ging er nach vorn, weil er zu tun hatte. Sie sahen ihn vor einem kleinen, halb versteckten Regal mit okkultistischer Literatur stehen, eine unheilvoll dreinblickende Frau mit sehr blasser Haut und pechschwarzem Haar neben sich.

»Das ist die Stadthexe«, erklärte Paul mit einem gewissen Stolz in der Stimme, als brauchte jede ordentliche Stadt eine Hexe. Doch er sprach leise, als fürchtete er, sie könnte ihn mit einem Fluch belegen.

Kurz nach acht erschien der Sheriff, in Uniform und schwer bewaffnet. Er wirkte etwas verloren in diesem einzigen Buchladen der Umgebung, der zu allem Überfluss noch von einem Homosexuellen geführt wurde. Wäre Nat nicht ein ehemaliger Spartan gewesen, hätte Mal ihn wahrscheinlich längst als verdächtiges Subjekt überwachen lassen.

»Seid ihr so weit, Jungs?«, knurrte er. Er hatte es offensichtlich eilig, von hier wegzukommen.

Neely setzte sich auf den Beifahrersitz, Paul auf die Rückbank. Rasch verließen sie das Zentrum in dem großen weißen Ford, dessen Türen in dicken Lettern verkündeten, dass dieser Wagen dem SHERIFF gehörte. Auf dem Highway stieg Mal aufs Gaspedal und betätigte einen Schalter, um die blinkenden, blauroten Signallichter einzuschalten. Das Martinshorn ließ er allerdings aus. Als alles seinen Vorstellungen entsprach, setzte er sich bequem zurecht und griff nach einem großen Styroporbecher mit Kaffee, eine Hand entspannt auf dem Lenkrad. Sie waren mit über hundertsechzig Stundenkilometern unterwegs.

»Ich war in Vietnam«, verkündete Mal plötzlich, und es hatte den Anschein, als wollte er die nächsten zwei Stunden ununterbrochen reden. Paul sank etwas tiefer in den Rücksitz, wie ein Krimineller auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung. Neely beobachtete den Verkehr und kam zu dem Schluss, dass sie in einer grauenvollen Massenkarambolage enden würden.

»Ich war an Bord eines Patrouillenboots auf dem Bassac.« Ein lautes Kaffeeschlürfen begleitete diese Erläuterung. »Wir waren sechs Mann auf diesem beschissenen kleinen Boot, das vielleicht doppelt so groß war wie ein ordentliches Fischerboot. Unsere Aufgabe war es, auf dem Fluss rumzugondeln und Ärger zu machen. Wenn sich was bewegt hat, haben wir gleich geschossen. Wir waren Idioten. Wenn ’ne Kuh zu nah rankam, haben wir Zielschießen gespielt. Und wenn ein neugieriger Reisbauer vom Reisfeld hochgeschaut hat, haben wir draufgehalten, weil wir sehen wollten, wie er in den Matsch fällt. Unsere Mission war taktisch völlig unwichtig, also haben wir Bier getrunken, Gras geraucht, Karten gespielt und versucht, die Mädchen aus den Dörfern zu einer Bootsfahrt zu überreden.«

»Hat sicher einen Grund, dass du uns das erzählst«, ließ sich Paul von hinten vernehmen.

»Halt die Klappe und hör zu. Eines Tages dösen wir so rum, es ist heiß, wir liegen in der Sonne und machen ein Nickerchen wie Schildkröten auf einem Baumstamm. Und plötzlich ist die Hölle los. Wir werden von beiden Ufern beschossen. Schwere Geschütze. Ein Hinterhalt. Zwei der Jungs sind unter Deck, ich bin oben mit drei anderen, und die werden sofort getroffen. Tot. Erschossen, bevor sie auch nur an ihre Waffen gekommen sind. Blut spritzt durch die Gegend.



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